Alle reden von den Buschfeuern in Australien. Doch die teuersten Schäden richteten im vergangenen Jahr zwei Taifune in Japan an. In Deutschland erwies sich eine Kombination aus Wetterextremen als verhängnisvoll.
FAZ // 8. Januar 2020
Die Brände im australischen Busch halten einen ganzen Kontinent in Atem. Über den großen Städten im Südosten Australiens hängt giftige Luft. Längst ist eine hitzige Diskussion über die Buschfeuer und den Zusammenhang mit dem Klimawandel entbrannt. Eine Fläche größer als Niedersachsen ist niedergebrannt. Das Ausmaß ist aus Sicht von Klimaexperten ebenso ungewöhnlich wie der frühe „Start“ der Feuersaison, die dieses Mal nicht wie üblich im Dezember, sondern schon im September begonnen hat.
„Die Buschbrände in Australien als Einzelereignis eignen sich nicht als Beleg oder Gegenbeleg für den Klimawandel. Auffällig ist allerdings, dass sie so früh begonnen haben“, sagt Ernst Rauch im Gespräch mit der F.A.Z. Der Geophysiker des Rückversicherers Munich Re spricht vorsichtig von „starken Indizien für den Klimawandel“ als Treiber solcher Naturkatastrophen. „Konvektive Stürme, also schwere Gewitter mit Hagel, Böen oder Tornados, sind leichter mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, weil sie mit dem Anstieg des Feuchtegehalts in der Atmosphäre einhergehen.
Der zusätzliche Wassergehalt stammt aus der erhöhten Verdunstungsrate über Land und Wasserflächen im Zuge der Erderwärmung und ist im Zusammenhang mit dem menschgemachten Treibhauseffekt zu sehen“, sagt Rauch. Im Naturkatastrophenbericht für das vergangene Jahr, den der Rückversicherer am Mittwoch veröffentlicht hat, spielen die australischen Buschbrände eine untergeordnete Rolle – die von ihnen angerichteten Schäden waren bis Dezember noch überschaubar. Die höchsten Schäden gehen vielmehr auf schwere Taifune in Japan zurück.
Etwa 17 Milliarden Dollar
Die außergewöhnlich heftigen Wirbelsturm Hagibis und Faxai waren im Herbst binnen sechs Wochen über weite Teile Japans hinweggefegt und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Während Faxai durch die Tokyo Bay zog und mit Windgeschwindigkeiten von 170 Stundenkilometer in der Großstadt Chiba auf Land traf, fegte Hagibis direkt über den Ballungsraum Yokohama und Tokio hinweg. Die Besonderheit von Hagibis waren Rauch zufolge extreme Niederschläge. Stellenweise fielen innerhalb von zwei Tagen 1000 Liter pro Quadratmeter Regen.
Das entspreche ungefähr dem Jahresniederschlag in Süddeutschland, sagt Rauch zum Vergleich. Die beiden Zyklone in Japan waren gemessen an den Gesamt- und den versicherten Schäden die teuersten Naturkatastrophen des Jahres. Nach vorläufigen Schätzungen betrugen die Gesamtschäden durch Hagibis 17 Milliarden Dollar, davon waren etwa 10 Milliarden Dollar versichert. Faxai verursachte geschätzte Gesamtschäden von rund 9 Milliarden Dollar, wegen des höheren Anteils an stärker versicherten Sturmschäden betrug der versicherte Schaden etwa 7 Milliarden Dollar.
Damit bestätige sich der Trend
In Deutschland war eine Kombination aus Hitze und schwerem Unwetter der größte Schadentreiber: Ein Gewitter mit Hagelkörnern in Golfballgröße verursachte im Juni im Großraum München Schäden von fast einer Milliarde Euro an; die Hälfte war versichert. Insgesamt registrierte die Munich Re 820 Naturkatastrophen mit Gesamtschäden von 150 Milliarden Dollar, die damit etwa dem Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre entsprachen. Mit rund 52 Milliarden Dollar war ein kleinerer Teil als im Vorjahr versichert.
Das lag an dem höheren Anteil von Flutschäden, die auch in Industrieländern seltener versichert sind als Sturmschäden. Im vergangenen Jahr kamen etwa 9000 Menschen bei Naturkatastrophen ums Leben (Vorjahr 15.000). Damit bestätige sich immerhin der Trend zu niedrigeren Opferzahlen durch bessere Vorbeugung, heißt es im Bericht der Munich Re. Der Rückversicherungskonzern zeichnet seit den 1970er Jahren die Daten auf und veröffentlicht diese Jahresbilanz seit 1980.
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